Das Läuferknie

Die ersten Warnsignale sind oft wenig alarmierend und bleiben meist unbeachtet, doch je früher die Ursache diagnostiziert wird, umso geringer sind die notwendigen sportlichen Abstriche und umso kürzer die erforderliche Pause.

von Dr. Christian Hoser &  Dr. Peter Gföller & Dr. Christian Fink  von „Gelenkpunkt

Dr. Hoser, Dr. Gföller, Dr. Fink von Gelenkpunkt

 

Es ist ein Problem, das sich oft bei besonders ambitionierten Läufern bemerkbar macht: nach einer Belastung treten im Kniebereich leichte Schmerzen auf, die nach der Belastung wieder verschwinden. Was dazu führt, dass man sie nicht ernst genug nimmt. Werden die Schmerzen jedoch ignoriert und das Training wie gewohnt fortgesetzt, nimmt die Entzündung ihren Lauf. Schmerzen während der Belastung folgen. „Viele Betroffene berichten, dass die Beschwerden immer zum gleichen Zeitpunkt auftreten, etwa nach 15 bis 20 Laufminuten. Das ist mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Indiz für ein Läuferknie“, weiß Dr. Christian Fink vom Zentrum Gelenkpunkt. Die typischerweise stechenden Schmerzen an der Außenseite des Kniegelenkes verstärken sich, bis kein Laufschritt mehr möglich und selbst das entspannte Gehen deutlich eingeschränkt ist. Die Medizin spricht dann vom iliotibalen Bandsyndrom (ITBS) oder Tractussyndrom. Umgangssprachlich wird das Syndrom „Läuferknie“ genannt.

WOHER DER SCHMERZ KOMMT

Auch wenn es zahlreiche Faktoren gibt, die das Auftreten des „Läuferknies“ begünstigen, ist immer eine Fehl- oder Überbeanspruchung des Bewegungsapparates die Ursache. „Nach der Winterpause, kurz vor den ersten Wettbewerben, starten zahlreiche Läufer viel zu euphorisch in die neue Laufsaison“, beobachtet Dr. Christian Hoser, der in den Frühjahrsmonaten bei überdurchschnittlich vielen Patienten von Gelenkpunkt ein Läuferknie diagnostiziert. Doch das Ziel, sich in kürzester Zeit in Top-Form zu bringen, hat eben leider oft seinen Preis.

Neben der Überbelastung können aber auch eine Fehlstellung der Beinachse (umgangssprachlich O-Beine genannt) oder eine Schwäche der Beckenstabilisatoren das ITBS verursachen. Ein Syndrom, das sich durch Schmerzen an der Außenseite des Knies bemerkbar macht und durch die Reibung der Sehnenplatte Tractus iliotibalis an der Gelenksvorwölbung des Oberschenkels entsteht. Die Sehnenplatte, die vom Becken kommt und an der Seite des Oberschenkels bis zum Schienbeinkopf verläuft, gleitet normalerweise problemlos am Kniegelenk vorbei. Bei einem Läuferknie jedoch reibt sie immer wieder an den Knochen und strapaziert dadurch das Gewebe, was Entzündungen zur Folge hat.

FRÜHZEITIG REAGIEREN HILFT

Die Experten empfehlen, bei auftretenden Schmerzen möglichst rasch die Ursachen abzuklären. Dr. Peter Gföller vom Zentrum Gelenkpunkt warnt davor, die Symptomatik ohne ärztliche Abklärung selbst zu interpretieren. „Eine Meniskusverletzung oder Knorpelabnützung kann ein ähnliches Beschwerdebild verursachen.“ Der darauf spezialisierte Arzt diagnostiziert hingegen das Läuferknie oft schon ohne Einsatz bildgebender Verfahren. Ist der Fall nicht eindeutig, schafft ein Magnetresonanz-Screening endgültig Klarheit.

Wird das Tractussyndrom im Frühstadium erkannt, kann die Entzündung durch richtiges Verhalten rasch bekämpft werden, ohne gänzlich auf das Laufen verzichten zu müssen. In jedem Fall aber gilt es, Trainingspensum und -intensität zu reduzieren und das betroffene Knie nach der Belastung rasch zu kühlen. Parallel dazu sollte die Oberschenkelaußenseite mehrmals täglich gedehnt und die Hüftmuskulatur durch gezielte Übungen gekräftigt werden.

Handelt es sich um Schmerzen, die bereits während des Laufens auftreten, ist eine konsequente Therapie unumgänglich. „Besonders wichtig sind die gezielte Behebung der Muskeldefizite im Hüftbereich und die Forcierung des Beinachsentrainings“, erläutert Fink. Auf keinen Fall sollte in den Schmerz hineingelaufen werden. Es gilt, eine Laufpause einzulegen, die aber keinen generellen Trainingsverzicht bedeutet. Vielmehr sollten alternative Sportarten ausgeübt werden, um die Grundlagen-Ausdauer aufrecht zu erhalten. Besonders gut eignet sich Schwimmen oder auch Radfahren. „Beim Radfahren sollte jedoch auf die richtige Pedalstellung geachtet werden, um eine erneute Überspannung der Oberschenkelaußenseite durch zu starke Innenneigung zu vermeiden“, rät Hoser. Gegen starke Schmerzen helfen eine kurzfristige Einnahme von entzündungshemmenden Medikamenten und eine regelmäßige Kühlung des Knies.

ZURÜCK ZUM TRAINING

Die Rehabilitation des Läuferknies beläuft sich je nach Schweregrad der Entzündung auf drei bis acht Wochen. Wichtig ist, dass die Rückkehr zum Laufsport in Form eines langsamen und sanften Aufbautrainings erfolgt und besonderes Augenmerk auf den richtigen Laufstil und das richtige Schuhwerk gelegt wird. „Nach erfolgreicher Therapie erleiden Patienten kaum Rückfälle“, zeigt die Erfahrung der Gelenkspezialisten.

WAS IST EIN LÄUFERKNIE?

Das umgangssprachlich so genannte Läuferknie ist ein Syndrom, das sich durch Schmerzen an der Außenseite des Knies bemerkbar macht und durch die Reibung der Sehnenplatte Tractus iliotibalis an der Gelenksvorwölbung des Oberschenkels entsteht. Medizinisch wird das Syndrom als iliotibales Bandsyndrom (ITBS) oder Tractussyndrom bezeichnet.

Ausschlaggebend für die Entstehung eines Läuferknies ist eine Fehl- oder Überbeanspruchung des Bewegungsapparates. Hinzu kommen zahlreiche Faktoren, die das Auftreten begünstigen, etwa ein falscher Laufstil, Übergewicht, falsches Schuhwerk oder nicht passende Einlagesohlen. Auch anatomische Faktoren wie eine Fehlstellung der Beinachse (O-Beine), eine Schwäche der Beckenstabilisatoren, eine unterschiedliche Beinlänge oder eine verkürzte Muskulatur der Oberschenkelaußenseite können sich negativ auswirken.

Behandlungsstatistik Läuferknie

80 % schaffen es mit konservativen Maßnahmen.
17 % müssen sich zusätzlich einer Infiltration oder Stoßwellenbehandlung unterziehen.
In 3 % der Fälle findet aufgrund jahrelang unbehandelter Beschwerden ein operativer Eingriff statt.

(Quelle: Erfahrungswerte Gelenkpunkt)

Magazin

vorheriger Artikel nächster Artikel